Bürgermeisterwahl in Kürten - Marc Beer im Interview

Bürgermeisterkandidat Marc Beer besuchte uns in der Gesamtschule Kürten und beantwortete unsere und eure Fragen. Viel Spaß beim Kennenlernen!


Könnten Sie sich zunächst einmal kurz vorstellen?
Ja, ich heiße Marc Beer, bin jetzt 46 Jahre alt und so lange wohne ich auch hier in Kürten. Ich habe die Adresse nie gewechselt. Manch einer sagt, es sei besser, wenn mal auszieht, aber es hat sich dann so ergeben, dass ich an mein Elternhaus angebaut habe. Ich bin 46 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Kinder, Leon(12) und Lara(10). Während meiner Schullaufbahn war ich auch auf dieser Schule (Gesamtschule Kürten), da war es aber noch eine Hauptschule. Habe danach die Höhere Handelsschule besucht, dann eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter bei der Stadt Bergisch Gladbach gemacht und einige Jahre 
Verwaltungs- und Betriebswirtschaftslehre studiert. 
Ich bin danach 12 Jahre bei der Stadt Wipperfürth gewesen und jetzt schon 13 Jahre bei der Stadt Lohmar. Dort bin ich seit 2009 Kämmerer, ich verwalte also die Finanzen und versuche, die Finanzen der Stadt Lohmar im Rahmen zu halten.

Das heißt, Sie haben schon viel Erfahrung damit, wie es in einer Gemeinde so abläuft?
Ja, ich bin mittlerweile seit 1992 im öffentlichen Dienst und kenne die öffentliche Verwaltung. Ich glaube, dass ich auch einige neue Impulse in die Verwaltung bringen kann. Ich habe den Standpunkt, dass man im Berufsleben mehrere Stationen gemacht habe sollte und nicht einfach ewig in einer Verwaltung ist, weil man hinterher betriebsblind wird. Man muss einfach mal wieder andere Dinge sehen und ich habe jetzt schon drei Verwaltungen gesehen in meinem Leben. Wenn es mit der Wahl klappen würde, wäre es die vierte.
Ich glaube, dass, wie es auch auf meinen Wahlplakaten steht, „Frischer Wind im Rathaus“ jedem gut tut, um mal Dinge anders zu machen und anders zu sehen und mal zu versuchen, die Prioritäten anders zu setzen, als sie jetzt sind.

Und das ist ihr Antrieb Bürgermeister zu werden?
Ja, das ist mein Antrieb als Bürgermeister. Wenn man hier geboren ist, will man wirklich in dieser Gemeinde etwas erreichen und dann juckts einen immer so ein bisschen in den Fingern, weil im Moment einfach alles viel zu lange dauert in unserer Verwaltung und auch in der ganzen Gemeinde Kürten. Das beste Beispiel ist natürlich unsere Schule hier, wie lange diskutieren wir hier jetzt schon rum? Im Grunde sind sich alle einig, dass etwas gemacht werden muss. Das „Wie“ ist wahrscheinlich auch fast klar, aber es hat schon eine Zeitlang gedauert bis man eben den Weg hatte, es geht ja um horrende Summen. Das ist für die Gemeinde Kürten wirklich eine Hausnummer.

Die CDU hatte ja in der letzten Zeit keinen guten Stand bei den jüngeren Wählern. Jetzt treten Sie gegen 3 parteilose Kandidaten an und wir Schüler dürfen schon ab 16 wählen. Warum sollten wir genau Sie wählen?

Ich hab mich ja ein bisschen informiert und Sie hatten ja eine interne Wahl (Schulwahl 2019 Anmerkung d. Redaktion) und da habe ich in der Tat gesehen: Die CDU schneidet hier nicht so gut ab und die Grünen haben sehr gut abgeschnitten. Aber das gibt natürlich Ansporn, denn da sieht man wirklich, dass wir die jungen Leute, vor allem die CDU, vielleicht auch noch die anderen etablierten Parteien, nicht so richtig erreichen.

Ich glaube, wir haben da in den letzten Jahren die Themenschwerpunkte nicht falsch gesetzt, aber vielleicht die Jugend nicht mitnehmen können. Und es ist nun mal so, wenn man z.B. durch die Wälder geht, wie es in den Wäldern aussieht, das ist ein Spiegelbild, wie es mit der Umwelt bestellt ist. Wenn man unsere Fichten sieht, wohlwissend, dass die nicht hierhin gehören, haben sie nichtsdestotrotz mehrere hundert Jahre gut hier gelebt und jetzt stirbt alles ab, ein grausames Bild. Ich glaube, der Umweltschutz muss viel mehr ins Bewusstsein kommen und da darf man auch nicht sagen: Das kostet jetzt Geld, das machen wir nicht. Nein, so darf das nicht sein. Ich habe den Standpunkt: Man muss einfach mal machen, man muss mal was für die Umwelt tun. Und ich glaube, das brennt den Jugendlichen schon sehr unter den Nägeln, dass man diesen Umweltaspekt weiter forciert und mit ihnen diskutiert.

Ich habe mich ja jetzt während dem Wahlkampf ein bisschen schlau gemacht und ich würde als Bürgermeister dem Rat vorschlagen unser Jugendparlament wieder zu stärken, also wirklich noch mal ins Leben zu rufen. Im Moment, sag ich mal, dümpelt es so vor sich hin. Wir müssen dann aber auch alle Jugendlichen dazu wählen, es darf also nicht nur auf die hiesige Schule beschränkt sein, sondern auch die Schulen außerhalb von Kürten einbeziehen. Und wir müssen da auch ein Sprachrohr haben für die Jugendlichen, wie einen Jugendbürgermeister, der sich alle paar Wochen mal mit dem Bürgermeister trifft und dann mal diskutiert. Ich glaube, dann wären wir viel näher bei den Jugendlichen und ich meine auch der Bürgermeister müsste sich mal mehr Zeit nehmen und in die Schulen zu gehen, um mal bei einer Unterrichtsstunde dabei zu sein und mal zu erzählen, wie Politik funktioniert. Das würde ich gerne machen und das wäre sicher ein Grund mich zu wählen, wohlwissend, dass ich nicht die grüne Politik mache, wie sie vielleicht erwartet wird. Man muss sich ja auch unterscheiden können. 

Es gab viel Streit und Diskussionen um die Sanierung der Gesamtschule Kürten. Wie geht es weiter, wenn Sie Bürgermeister werden?
Es geht Schlag auf Schlag weiter, wir müssen jetzt ran, übermorgen ist es nochmal auf der Tagesordnung. In dem Sonderausschuss war alles entschieden, jetzt gab es nochmal einen Antrag der Grünen wegen Hybridbelüftung, was mit uns aber aus vielen Gründen nicht zu machen ist. Wir müssen jetzt schnellstmöglich beginnen und es ist jetzt mit 60,5 Millionen auch ganz offen das Ende erreicht, mehr können wir uns nicht leisten. 3 Jahre wurde nun diskutiert, bei weitem lange genug. Natürlich müssen wir während des Baus mit der Schulleitung und den Schülern weiter in der Diskussion bleiben und beratschlagen, aber jetzt müssen wir wirklich zügig beginnen, die Schule ist das Aushängeschild der Gemeinde Kürten. Leider war am Ende der Diskussion viel Wahlkampf, wo eine Schule eigentlich nicht reingehört.

Haben Sie konkrete Pläne zum Ausbau der Mobilität in Kürten?
Zur Mobilität gehören zum einen natürlich die Radwege, die weiter ausgebaut werden müssen. Die Hauptverkehrsadern müssen radtechnisch verbessert werden. Der ÖPNV hat sich schon sehr verbessert, es gibt mittlerweile eine tolle Taktung. Allerdings dauert es aus eigener Erfahrung immer noch zu lange, bis man z.B. mit dem Bus am Ziel ist. Um einen Großteil der Autos von der Straße zu bekommen, muss natürlich der ÖPNV weiter ausgebaut werden, was immer auch mit viel Geld verbunden ist. Grundsätzlich ist aus meiner Sicht, auch entgegen gängiger CDU-Sichtweise, das Autofahren im Vergleich zum ÖPNV noch zu günstig. Und wenn etwas günstiger ist als der ÖPNV, dann nutzt man das natürlich. Wenn man für einen Euro am Tag den ÖPNV nutzen könnte, sähe das ganz anders aus.
Schön wäre es, wenn wir die Linien S1 und S11 verlängern könnten. Leider wird auch das nicht so einfach sein. Eine Möglichkeit wäre hier vielleicht eine Ideenwerkstatt ins Leben zu rufen, Ideen zuzulassen und Bürger zu beteiligen.
Im Zusammenhang mit der Mobilität, die ja zu Coronazeiten stark eingeschränkt war, schlage ich auch vor, sogenannte Coworking-Spaces einzurichten. Viele sind nun im Home Office und man könnte Menschen, denen es zu Hause zu unruhig ist oder mit schlechtem Internetempfang kämpfen, Räumlichkeiten anbieten, so dass sie eben nicht z.B. nach Köln müssen, sondern hier in Kürten arbeiten können. Leere Kapazitäten im Bürgerhaus könnten dafür genutzt werden. Und so würden wir auch viele Autos von der Straße bekommen.

Was sagen Sie zu den aktuellen Corona-Protesten? Können Sie nachvollziehen, dass Menschen deswegen auf die Straße gehen?
Die Demokratie ist für mich das höchste Gut, das wir haben und das es auch zu verteidigen gilt. Ich kann die Proteste verstehen, denn ich muss auch Andersdenkenden die Möglichkeit einräumen zu protestieren. Schlimm ist es, dass sich dann Menschen dazwischen mischen, deren Ansichten nicht auf dem Grundgesetz fußen und die dann Stimmung machen wollen, z.B. den Reichstag zu stürmen. Das finde ich völlig daneben und das muss auch konsequent geahndet werden. Aber dass man generell gegen die Maßnahmen protestieren darf, das halte ich für richtig und das muss eine Demokratie aushalten.

Wir haben nun das Jahr 2025. Was haben Sie im Idealfall erreicht oder verändert?
Wir haben dann eine Verwaltung, die ein Dienstleistungsunternehmen ist, die für den Bürger da ist. Wir müssen viel bürgerorientierter werden, denn, um es in einem Satz zu sagen: Die Verwaltung ist für die Bürgerinnen und Bürger da und nicht umgekehrt. Es muss besser informiert werden, z.B. bei großen Baumaßnahmen wie der Schule. Viele Halbwahrheiten wurden ausgetauscht, die einfach mit einer großen Informationsveranstaltung hätten ausgeräumt werden können.
Wir werden einiges für die Umwelt getan haben, auch mal die Bauern an einen Tisch geholt haben, auch schon kleine Dinge helfen, wie z.B. Blühstreifen anlegen in großem Rahmen.
Wir werden in der Gesamtschule ein großes Stück weiter sein, wahrscheinlich aber nicht fertig.
Wir werden das Ehrenamt gestärkt haben. Ohne Ehrenamt bricht unsere ganze Gesellschaft zusammen. In den letzten Jahren ist das eher beschränkt auf die großen Sportvereine gewesen, aber es sind ja noch viele andere, wie z.B. DRK, Johanniter, Elterninitiativen usw. Diese Unterstützung muss nicht immer nur finanzieller Natur sein, sondern kann auch durch den Abbau von Bürokratie erfolgen.
Wir werden mit Sicherheit einen anderen Haushaltsplan aufgestellt haben, die letzten Jahre gab es Millionen Überschüsse, Rückstellungen wurden aber nicht gebildet, für die Sanierung der Schule oder der Turnhallen. Hier muss viel quergedacht werden.
Ein besseres Miteinander ist mir generell sehr viel wert, dafür stehe ich und das werde ich auch versuchen umzusetzen.

Seit Ihrem letzten Anlauf hat sich viel verändert. Was wird aus Ihrer Sicht bei dieser Wahl anders laufen?
Ich erhoffe mir, dass die Menschen sehen, dass in den letzten 6 Jahren in Kürten wenig passiert ist. Wenig Innovation, es wurde kaum etwas bewegt und wenn, dann ging es auf Anträge der Politik zurück. Ich habe vermisst, dass Rat und Verwaltung eine Einheit bilden, das muss besser werden. Ich hoffe, dass die Bürger mitbekommen haben, dass die CDU in den letzten 6 Jahren viel erreicht hat und dass dadurch mein Bekanntheitsgrad auch weiter gestärkt wurde. Jetzt hat jeder die Wahl: Weiter so oder Mut zur Veränderung, zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führten Jule Henning, Fabian Fast und Nico Kötter.

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