NEU: Social Media Sprechstunde - Frau Kirchner im Interview

 Social Media Sprechstunde an der GSK - Frau Kirchner im Interview

Frau Kirchner bietet die Social Media Sprechstunde montags in der 7. Std. im Elternsprechzimmer an.

Wie sind Sie auf das Thema gekommen und warum bieten Sie die Sprechstunde an?


Mehrere Gründe kamen zusammen. In meiner Klasse gab es einen Vorfall in WhatsApp-Gruppen. Durch meinen Mann, der bei der Polizei arbeitet, habe ich erfahren, welche Angebote es zu Cyber-Grooming*, Sexting*2 und ähnlichen Themen gibt. Außerdem kam meine Tochter in die fünfte Klasse, und ich habe gesehen, wie schnell Kinder in WhatsApp-Gruppen und Netzwerken aktiv sind. Mir wurde klar, dass ich selbst nicht wusste, wie ich mein Kind begleiten kann. Je mehr ich mich informierte, desto deutlicher wurde mir: Wenn wir Handys an der Schule erlauben, brauchen Kinder Ansprechpersonen, wenn Probleme entstehen.

Und Sie bieten an, dass man sich bei Problemen an Sie wenden kann?


Ja. Ich arbeite weniger präventiv, denn grundsätzlich wissen Kinder, dass sie keine Bilder verschicken und aufpassen sollen, mit wem sie schreiben – trotzdem passiert es. Das Problem ist oft: An wen kann man sich wenden? Viele schämen sich. Mit den Eltern sprechen fällt schwer, mit anderen auch. Dafür gibt es die Social-Media-Sprechstunde. Wenn ein Kind „im Brunnen liegt“, kann es sich aussprechen und wir überlegen gemeinsam: Was können wir tun? Wie gehe ich mit ungewollten Videos, Tierquälerei oder extremistischen Inhalten um?

Geben Sie dann Tipps, was man tun kann?


Ja. Zuerst höre ich zu. Danach klären wir, welche Schritte möglich sind: An wen kann man sich wenden? Welche Optionen gibt es? Bei Cybermobbing: Wie kann man Verhalten in der Klasse verändern? Sprechen Sie in akuten Fällen mit Eltern?
Alles ist zunächst vertraulich. Nur bei akuter Kindeswohlgefährdung muss ich anders handeln. Ich rufe nicht automatisch Eltern an und erzähle alles. Das passiert nicht ohne Grund.

Welche Arten von Fällen gibt es?


Sehr viele. Sobald Grenzen überschritten werden – etwa wenn jemand angeschrieben oder bedrängt wird und das nicht möchte – ist das schon ein ernstes Problem.

Kann man auch mit kleinen Dingen zu Ihnen kommen?


Ja. Wenn ein Kind belastet ist, kann es kommen, egal wie „klein“ der Vorfall erscheint. Auch die Person, die etwas geschrieben hat, kann kommen. Alle sind willkommen – auch wenn jemand einfach über Trends auf TikTok sprechen möchte.

Wie lange haben Sie darüber nachgedacht, das anzubieten?


Der Gedanke, dass wir etwas brauchen, bestand lange. Der konkrete Entschluss kam innerhalb einer Woche. Ich stellte das Konzept Herrn Hinze-Neumann vor, und er befürwortete es sofort.

Wann findet die Sprechstunde statt?


Montags in der siebten Stunde im Elternsprechzimmer. Termine sind auch per E-Mail möglich.

Können alle Klassenstufen zu Ihnen kommen?


Ja. Klassen 5 bis Abitur. Auch Eltern können sich melden, wenn sie Fragen oder Sorgen haben.

Was können Eltern tun, damit Probleme möglichst gar nicht erst entstehen?


Man kann Kinder nicht komplett schützen. Sie werden angeschrieben, das passiert fast allen. Entscheidend ist der Umgang damit. Verbote helfen nicht. Wichtig ist Offenheit: fragen, was im digitalen Alltag passiert, im Gespräch bleiben.

Sind Social-Media-Empfehlungen und Altersgrenzen sinnvoll?


Ich fände klare gesetzliche Regelungen gut. Manche Länder gehen voran. Trotzdem sind viele Kinder früher online. Dann brauchen sie Begleitung. Wie im Straßenverkehr: Erst gemeinsam üben, dann schrittweise loslassen – ohne permanente Kontrolle.

Woran erkennen Kinder, dass etwas wie Grooming problematisch ist?


Am eigenen Bauchgefühl. Wenn etwas unangenehm ist, ist das das wichtigste Warnsignal.

Haben Sie selbst Regeln für Ihre Kinder?


Ich begleite sie. Ich schaue, was sie machen, lasse es mir zeigen und bleibe im Gespräch. Kontrolle allein bringt nichts – Begleitung schon.

Möchten Sie noch etwas ergänzen?


Habt Mut, vorbeizukommen. Auch ohne akute Probleme. Ich freue mich über jedes Gespräch.

Sind nur Sie dafür zuständig?


Ja, ich bin speziell für diesen Bereich ausgebildet und zuständig. Vertrauenslehrer und Schulsozialarbeiter sind zusätzlich weitere Ansprechpartner. Bei der Schulsozialarbeit wirken Herr Demirtas, Frau Aissa, Frau Schleicher und Frau Johnson mit. 

Das Interview führten Linnea Schöllnhammer, Leonie Köhler und Isabell Hollfelder

Anmerkungen der Redaktion: 

*Als Grooming wird die gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener mit Minderjährigen in Missbrauchsabsicht bezeichnet, indem stufenweise ihr Vertrauen erschlichen wird. * Sexting ist das Versenden und Empfangen von Text- oder Sprachnachrichten sowie Bildern und Videos mit intimem oder sexuellem Inhalt.

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