Interview mit Direktkandidat Tomás M. Santillán (Die Linke)
6 Fragen an...
Tomàs M. Santillàn (Die Linke) - Direktkandidat für den RBK bei der Bundestagswahl 2025
![]() |
Tomàs M. Santillàn |
1. Wie gehen Sie mit den Themen Asylpolitik und Zuwanderung um, wenn Sie Teil der Regierung sind? Was wollen Sie ändern, was wollen Sie beibehalten?
Seit Jahrzehnten sind globale Herausforderungen wie soziale Ungleichheit, Kriegsgebiete, politische Unterdrückung und klimatische Probleme bekannt, doch es wurde viel zu wenig getan. Statt Geld in den Ausbau der „Festung Europa“ zu investieren, sollten diese Mittel in die Herkunftsländer von Migrant*innen fließen, um dort die Lebensbedingungen zu verbessern. Lokale und globale Themen sind eng miteinander verbunden: Klimaschutz kann Hungerkatastrophen verhindern, friedliche Konfliktlösungen Kriege beenden und demokratische Freiheiten ermöglichen, und Bildung sowie Forschung nachhaltige Entwicklungen fördern.
Die Linke setzt auf internationale Zusammenarbeit und lehnt Abschottung sowie das brutale Grenzregime der EU ab, welches Menschen im Meer ertrinken läßt. Eine humane Zuwanderungspolitik ist notwendig, da Deutschland auf Migration angewiesen ist. Doch eine effektive Integration wurde jahrelang vernachlässigt, was soziale Spannungen verschärfte. Investitionen in Bildung und bezahlbaren Wohnraum für Alle schaffen die Grundlage für eine gerechte, vielfältige und offenen Gesellschaft. Eine umfassende Bildungsoffensive und der Bau von 2,5 Millionen Wohnungen sind zentrale Forderungen, denn dann wird auch niemand benachteiligt.
Die Linke bekennt sich zum demokratischen Rechtsstaat, zum Grundgesetz und zu den Menschenrechten. Politische Entscheidungen müssen diese Prinzipien wahren und dürfen nicht durch rechtlich fragwürdige Vorschläge untergraben werden, welche die Grenzen schließen und die Menschen in Not als „illegal“ kriminalisiert.
2. Wie sollte sich Deutschland geopolitisch im Hinblick auf die EU, die USA mit einem neuen Präsidenten, die NATO und die Unterstützung der Ukraine positionieren?
Die Linke ist eine Friedenspartei und betont die Bedeutung von Diplomatie und Verhandlungen zur Lösung von Konflikten ohne Gewalt. Wir stehen für Demilitarisierung und Abrüstung und fordern die Einhaltung des Völkerrechts und die Verteidigung von Menschenrechten. Wir betonen unsere Solidarität mit der Ukraine und die Notwendigkeit eines sofortigen Waffenstillstands, kurzfristig gefolgt von Friedensverhandlungen, um eine nachhaltige Lösung zu erzielen.
Europa soll eine aktive Rolle spielen, alle Beteiligten einbeziehen – auch die USA, China, Russland und deren Bündnispartner – und diplomatischen Druck ausüben, um die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zu bringen. Ein gerechter Frieden kann nur dann möglich werden, wenn die Souveränität und die Grenzen der Kriegsparteien garantiert werden und alle Beteiligten das Ergebnis akzeptieren können.
Die Linke lehnt Waffenlieferungen in Kriegsgebiete (egal wo) ab, da diese die Konflikte verschärfen und eskalieren, und setzt stattdessen auf die Wiederbelebung des OSZE-Prozesses, um Dialog und Verhandlungen zu fördern. (OSZE = Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa).
Im Unterschied zu anderen Parteien stellt Die Linke die europäische und internationale Zusammenarbeit, die Souveränität anderer Völker und nicht nur eigene nationale Interessen in den Vordergrund. Ein nachhaltiger und gerechter Frieden in Europa ist nur mit allen Beteiligten möglich. Wir stehen an der Seite des ukrainischen Volks. Damit grenzen wir uns sehr deutlich von populistischen Parteien ab, die tatsächlich nur einseitige Interessen unterstützen oder eine weitere Militarisierung der Außenpolitik und Aufrüstung Deutschlands und eine neue Wehrpflicht fordern.
3. Welche dringenden Probleme in der Bildungspolitik wollen Sie wie lösen?
Die Kommunen benötigen dringend mehr finanzielle Mittel, um den Bau und die Sanierung von Schulen und KITAs voranzutreiben. Eine Modernisierung der Lehrmittel ist essenziell: Neben modernen Büchern sollten alle Schüler*innen Zugang zu Computern, Tablets und moderner Kommunikationstechnik haben. Zusätzlich braucht es mehr Lehrerinnen, wofür die Lehrer*innenausbildung reformiert und der Beruf attraktiver gestaltet werden muss. Bildung muss kostenlos sein, einschließlich der Abschaffung von Zuzahlungen für Bücher, Kopien, Tablets und Ausrüstung. Außerdem soll es mehr Ganztagsschulen geben, die sowohl vormittags als auch mittags eine kostenlose Essensversorgung anbieten. Die Linke steht für die Einführung einer Schule für Alle - Gesamtschule als Regelschule.
4. Wie positionieren Sie sich bzgl. des Klimawandels und auf welche Energieträger soll Deutschland in Zukunft setzen und warum?
Die Linke ist eine Klimaschutzpartei, die sich für konsequente Klimagerechtigkeit einsetzt, um die Zukunft nachfolgender Generationen zu sichern. Sie bekennt sich zum 1,5-Grad-Ziel und strebt Klimaneutralität in Deutschland bis 2035 an. Ein zentraler Fokus liegt auf der totalen Dekarbonisierung der Energiewirtschaft durch den Ausbau regenerativer Energien wie Sonne, Wind, Wasser oder Wasserstoff u.a.. Dabei setzen wir auf dezentrale, regionalisierten und lokale Energieerzeugung sowie auf Investitionen in innovative Klimatechnologien, insbesondere zur Verbesserung von Energieeinsparung, des Wirkungsgrads, der Energiespeicherung und der Netzinfrastruktur. Zur Umsetzung dieser Ziele fordert Die Linke ein umfassendes öffentliches Zukunftsinvestitionsprogramm, das unabhängig von der Schuldenbremse realisiert werden soll.
5. Die Gemeinde Kürten ist durch die notwendige Sanierung der Gesamtschule Kürten mit Ausgaben von etwa 90 Millionen Euro konfrontiert. Welche Lösung sehen Sie als Direktkandidat kleine Kommunen, wie Kürten, in der Aufrechterhaltung ihres Bildungsauftrages zu unterstützen?
Die Kommunen stehen vor der Herausforderung, ständig neue Aufgaben zu bewältigen, ohne dafür ausreichende finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern zu erhalten. Eine umfassende Reform der Kommunalfinanzierung, die seit Jahren von allen Parteien versprochen, jedoch immer wieder verschoben wird, ist dringend notwendig. Die Belastungsgrenze vieler Kommunen ist erreicht, was eine der zentralen Herausforderungen für eine neue Bundesregierung darstellt. Dies betrifft auch andere wichtige Themenbereiche. Die Linke plant, im Rahmen eines Zukunftsinvestitionsprogramms von 2,5 Billionen Euro, insbesondere in Infrastruktur, Bildung, Klimaschutz und Wohnungsbau zu investieren und die Zukunft ohne Schuldenbremse zu sichern. Daraus muss auch die Sanierung und der Bau von Schulen finanziert werden.
6. Gibt es etwas, das Sie unbedingt noch loswerden wollen?
Demokratische Politik muss die Interessen der Menschen in den Mittelpunkt stellen. Dabei geht es immer darum, die Lebensverhältnis zu verbessern, um ein glückliches und selbstbestimmtes Leben für alle zu ermöglichen. Dabei darf Politik nicht von oben herab regieren, sondern jede Stimme zählt und alle müssen zu Wort kommen. Erst müssen sich alle zuhören, alle müssen einbezogen, die Argumente abgewägt, gute Ideen müssen geprüft werden, um alle dabei mitzunehmen. Erst dann muss gemeinsam und demokratisch entschieden werden, um dann konsequent zu handeln und die anstehenden Fragen auch wirksam zu lösen, statt sie immer wieder zu vertagen. Die Linke will verändern und die Herausforderungen unsere Zeit angehen, um für alle Generationen ein besseres und gutes Leben sicherzustellen. „Global denken, lokal handeln!“
Kommentare
Kommentar veröffentlichen