Oberstufengottesdienst mal anders


„Der Wald – unsere Freundschaftskirche“


Angeregt durch die Themen „Mensch – wo bist du in unserer Schöpfung?“ in der Jahrgangstufe 11 und dem Thema „Um-Welt – die Natur erfahren und Gottes Schöpfung bewahren“ in der Jahrgangstufe 12 - sollte der diesjährige Oberstufengottesdienst uns in den Wald bei Kürten-Weiden führen. Da der Religionskurs der Jahrgangsstufe 12 in Kooperation mit Herrn Diakon Ferdinand Löhr das diesjährige ökumenische Pfarrheft im Sommer mitgestaltet, lag es nahe, dass Herr Löhr uns auch als „Spiritual“ und Leiter eines Waldgottesdienstes für unsere Oberstufenkurse begleite.
Neben der Möglichkeit, den Wald als Ort der Erholung, des Schutzes und des Lebens erfahren zu können, ging es uns auch und vor allem darum, den Wald aus religions-philosophischer und existenzieller aber gleichzeitig auch pädagogisch-therapeutischer Sicht  zu betrachten.
Denn, so der Philosoph, Christoph Quarch, der Wald ist die „Stimmgabel der Seele“. Der Wald repräsentiert das Wilde, Urwüchsige, Unverfügbare und Lebendige in uns. Und wenn der Wald und  die Seelenlandschaft in uns verloren gehen, dann geht damit auch die Wildnis / die Natürlichkeit und damit die Menschlichkeit in uns verloren.
Der Wald ist mythologisch betrachtet auch ein Ort der Veränderung und der Transformation.
Und so können wir Menschen auch nach einem längeren Aufenthalt im Wald beim Erreichen einer Lichtung die Welt um uns und in uns wieder ganz anders, ganz neu betrachten.
Christlicherseits lässt sich hier leicht eine Brücke zur Thematik der Umkehr und der Wandlung durch Jesus Christus und der „Wieder-Auferstehung“ unseres Menschseins bauen. So kann uns Jesus Christus das „Licht der Welt“ (Joh 12,8) sein, der uns hilft, die Natürlichkeit in uns und damit das Menschsein in uns wieder neu zu entdecken.

Konkret haben wir nach einer kurzen Wanderung zunächst in einer Phantasiereise außerhalb des Waldes die Sinne auf die freie Natur gelenkt, um dann zu erfahren, wie sich die sinnliche Wahrnehmung ändert, wenn man in den Wald eintaucht.
Zur Stärkung und Wahrnehmung der Gemeinschaft folgte eine Vertrauensübung und „blinde“ Erfahrung der Gerüche und Geräusche des Waldes.
In Gruppen sammelten die Schüler dann zum Thema „Kirche, Gemeinschaft und Vertrauen“ Gegenstände des Waldes, um sie in einem Bodenbild in einer von uns selbst hergerichteten „Waldkapelle“ zu präsentieren und zu interpretieren.
Innerhalb des Gottesdienstes legte uns Diakon Löhr in der Katechese von Gen 1,1-12 nahe, dass Gott  gleichzeitig als Schöpfer und Schaffer aber immer auch als Geistlichkeit und Spiritual zu sehen ist.
In der Deutung des Waldes mit seinen hohen Säulen und dem Blätterdach als Kirche in freier Natur prägten die Schüler den Begriff der „Freundschafts-Kirche“.
So konnte das Lied „Wo zwei oder drei …“ einen runden Abschluss eines gelungenen Waldtages liefern, der mit dem Auftrag einherging, einen Erinnerungsgegenstand aus dem Wald zu suchen und mit nach Hause zu nehmen.

So bleibt die Hoffnung, dass wir mit diesem spirituellen Waldaufenthalt einen Beitrag dazu leisten konnten, den Schülern zu zeigen, wie wir der Entwurzelung des Menschen entgehen können und wieder lernen können uns selbst zu pflanzen, als Antwort auf die rasante Entfernung des Menschen von seiner Natürlichkeit:
“Vitally, the human race is dying. It is like a great uprooted tree, with its roots in the air. We must plant ourselves again in the universe.” ― (D.H. Lawrence)

Carsten Menebröcker, Religionslehrer an der Gesamtschule Kürten




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